Auf dem Sprung
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Auf dem Sprung

DIE ZEIT, Nr. 49/2016

Auf dem Sprung

 

Lemuren sind eine Schnapslaune der Natur – Mischwesen mit Hundekopf auf einem Affenkörper. Überlebt haben sie nur auf Madagaskar. Ein Besuch bei fernen Verwandten.

Alle Wälder bringen die Assoziationslust auf Trab. Aber im Nationalpark Mantadia blüht sie ganz besonders. Ich sehe riesige gelbe Kometenfalter wie verlorene Kinderdrachen im Dickicht hängen. Ich entdecke Frösche, die mit einer ganzen Schachtel Buntstifte bemalt zu sein scheinen. Und ich staune über das Parsons-Chamäleon: Phosphorgrün ruckt es mühsam einen Stamm hinauf, als sei es ein Plastikspielzeug, dem langsam die Batterie ausgeht. Nur jene Kapriolen der Natur, derentwegen ich nach Madagaskar gereist bin, kommen nicht aus der Deckung. Ich will Lemuren sehen. Schon als Kind haben sie mich fasziniert: Wesen wie aus dem Skizzenblock eines angeheiterten Plüschtierdesigners. Oder wie sonst soll man Kreaturen beschreiben, die den Körper eines Affen haben, den Kopf eines Hundes und die Augen einer Eule? An meinem Führer liegt es nicht, dass wir seit Stunden erfolglos sind. Etienne spricht fließend Lemurisch. Menschliche Worte muss man ihm zwar mit der Zange aus dem Mund holen; seine Lockrufe aber heult er mit Inbrunst in den Dschungel. Es geschieht nur nichts. Alles, was wir finden, sind leere Lemurenbetten: Nestfarne, die wie Struwwelpeterköpfe an Stämmen hängen.

Die Lemurenpirsch gehört zu Madagaskars touristischen Kernkompetenzen. Wer eine unternimmt, ist sozusagen auf Familienbesuch – die Feuchtnasenaffen sind unsere ältesten Verwandten. Keine Primatengruppe lässt sich so weit zurückverfolgen wie sie: 55 Millionen Jahre. Damals kamen die Lemuren auf Pflanzentreibgut vom afrikanischen Festland über den Indischen Ozean. Die Isolation der viertgrößten Insel der Welt schützte sie vor dem Aussterben durch Fressfeinde. Heute sind die lebenden Fossilien die Stars eines Landes, das einer Resterampe der Evolution gleicht: Was sich anderswo nicht durchsetzen konnte, überdauerte hier. Von 13.000 der hiesigen Pflanzenarten sind 10.000 endemisch, und 90 der 120 Säugetierarten der Erde leben nur in Madagaskar. Die Lemuren zählen dazu.

Als Baumfreunde sind sie kaum irgendwo besser zu beobachten als in den küstennahen Regenwäldern des Ostens. Darum habe ich mich von der Hauptstadt Antananarivo, im Hochland gelegen, dorthin aufgemacht. Es war eine Reise durch ein afrikanisches Allgäu. Aus Grashügeln ragten Felskuppen wie Knöchel, dazwischen schillerten nasse Reisfelder in der Sonne. Und was in Antananarivo noch archaische Intarsien im Gegenwartsbild waren, wurde schnell flächendeckend: Ochsenkarren zockelten über die Straße, barfüßige Mädchen schleppten Holzkohle auf den Köpfen, Frauen siebten Reis vor Lehmziegelhäusern, die immer häufiger von Bretterkaten abgelöst wurden, je weiter ich kam. Eine Stunde vor dem Weiler Andasibe wucherten dann die Waldstücke immer dichter zusammen und vereinten sich zu einem einzigen grünen Gebrodel: dem Primärwald des Mantadia-Nationalparks.

In dessen Wunderwelt wird es jetzt ernst. Mein Führer holt gerade wieder Luft, da setzen die Sirenen ein. Walgesänge im Wald? Fliegeralarm? Etienne rennt los, ich hinterher. Schlamm spritzt, Äste peitschen. Dann stehen wir atemlos unter ihnen: Indris, die größten aller Lemuren. Kleiner Kopf, lange Glieder, schwarz-weißes Fell. Fünf Exemplare hocken harleyfahrercool in einer Baumkrone. Ich glaube sofort, dass es noch nie gelungen ist, sie in Gefangenschaft zu halten. Und selbst wenn – es verböte sich schon allein wegen ihrer Brüllkonzerte, die sie zur Reviermarkierung anstimmen. Gerade klingt es nach 1.000 Kindergeburtstagströten. Lauter wird kaum ein Tier. Je nach Walddichte schaffen es die Gesänge fünf Kilometer weit. Doch auf einmal ist Schluss. Die Stille wirkt nun fast vorwurfsvoll. Die Indris stellen ihre tellerrunden Ohren auf und starren uns an. Bleiben? Abhauen? Ach was, die Neugier ist zu groß. Das scheinen ihre Augen zu verraten, die immerzu weit aufgerissen sind und so verdutzt schauen, als habe man sie gerade geweckt. Und wie sie changieren! Mal gelb, mal grün, mal blau. Wie kleine Discokugeln. Schließlich aber drehen die Tiere uns ihre Stummelschwänze zu und hangeln sich geschäftig aus dem Blickfeld. Wir haben Besseres zu tun, heißt das wohl.

Die schaurigen Gesänge der Indris bescherten den Lemuren ihren Namen. Er leitet sich ab von den Lemures, den römischen Totengeistern. Dabei sind die Tiere eigentlich Überlebenskünstler: Während sich unsere gemeinsamen Vorfahren im Kampf mit anderen Säugetieren auf dem Festland zu Menschenaffen entwickelten und schließlich ins All flogen, entspannten sich die Lemuren und brachten mehr als 100 Unterarten hervor. Das Spektrum reicht vom fast einen Meter messenden Indri bis zum colabüchsenkleinen Mausmaki. Es gibt Nachtaktive und Tagaktive, Einzelgänger und Gesellige, Baumspringer und solche, die sich auch auf dem Boden wohlfühlen. Jeder Lemur hat seine Nische, man kommt sich nicht in die Quere.

Es bleibt ein Disneylandgeschmack

Auf diesen Arten-Zirkus hat sich Andasibe eingestellt, ein Dörfchen aus grob zusammengenagelten Holzhäusern. Schrankgroße Läden verkaufen das Nötigste, uralte Renault-Ruinen parken im Matsch. Am Ortsrand aber bieten Unterkünfte Zimmer und Touren an. Die Vakôna Lodge hockt in einer dampfenden Urwaldkuhle wie eine Erfindung von Joseph Conrad. An den Hängen liegen Bungalows, vor denen vor allem Franzosen sitzen. Sie haben ihre Brillen auf die Stirn geschoben und begutachten auf Kameradisplays die Ausbeute ihrer letzten Lemurenexkursion.

Die Hausherrin empfängt mich im kirchenschiffhohen Restaurant mit viel Teak und loderndem Kamin. Mag Izouard, eine brünette 70-Jährige, ist in Paris geboren und Teil einer alten Kolonialfamilie – 1890 fiel Madagaskar für 70 Jahre unter das Protektorat der Franzosen. Als die Izouards mit ihren Graphitminen kein Geld mehr verdienten, baute Madame die Lodge. Dass sie gut läuft, hat nicht zuletzt mit Sugar zu tun. So hieß ein Wolllemurenbaby, das sie aufzog. „Es schlief in einem Hängeschrank und war so anhänglich wie ein Kind. Doch als es größer wurde, lernte ich, was ein Lemur mit einer Wohnung anstellen kann.“ Darum schuf sie ihm Ende der neunziger Jahre ein Inselrefugium auf einem See im lodgeeigenen Privatreservat und organisierte Spielgefährten.

Heute ist das Gelände eine Art Lemuren-Best-of. Wenn Touristen mit Bananen aus den Kanus steigen, fallen die Tiere regelrecht von den Bäumen. Varis, die mit ihren weißen, hufeisenförmigen Bärten aussehen wie eine Inkarnation von Hans-Werner Sinn, lassen sich kraulen, und Braunlemuren springen auf Besucherschultern für einen Snack. Gott sei Dank hat sie die Evolution mit Nägeln statt Krallen ausgestattet – es gäbe sonst ein Regenjackenmassaker. Immer wieder halten die Tierkobolde meine fütternde Hand fest. Ihre Finger sind weich und kühl wie die eines Kindes.

Die Insel ist ein Garten Eden für Selfie-Süchtige. Und die tun gut daran, noch ein Stück weiter am Ufer entlang zu den berühmten Kattas zu paddeln. Als ich mich deren Habitat nähere, sieht es aus, als radele eine Horde von Pimpfen durchs Schilf – die schwarz-weiß gestreiften, wiegenden Schwänze der Kattas erinnern an die langen Sicherheitswimpel von Kleinkindfahrrädern. In Wirklichkeit sind es Waffen. Bei Revierstreitigkeiten werden sie erst an Drüsen im Handgelenk entlanggezogen und so mit einem übel riechenden Sekret präpariert. Dann wedeln sich die Kattas damit an. Es gibt keine Hiebe, keine Verletzungen. Das Einzige, was zählt, ist die olfaktorische Zumutung. „Stinkkämpfe“ nennen das die Zoologen. Beobachten kann man die hier allerdings nicht. Dafür gibt es zu wenige Exemplare. Kattas leben eigentlich in den Dornenwäldern des Südwestens.

Natürlich rührt so ein Lemuren-Tête-à-Tête. Doch es bleibt ein Disneylandgeschmack. Darum habe ich mich anderntags mit Marie verabredet, die seit 20 Jahren als Guide arbeitet. Sie soll mir die Diademsifakas zeigen, die im Analamazaotra-Reservat beheimatet sind – eine Art domestizierte Wildnis mit befestigten Trampelpfaden. Marie hat es auch ohne Graphitmine zur Lodgebesitzerin gebracht und erscheint im kardinalsroten Mantel. Ihre Duttfrisur ist so ausdrucksstark wie sie selbst. Wenn sie einmal für mehr als zehn Sekunden schweigt, meint man, es strenge sie an. Schon nach einer halben Stunde entdecken wir einen grauen Bambuslemuren, der das geborene Maskottchen für jede Grundschule wäre: Mehr Kindchenschema geht nicht. Umso seltsamer klingt, was Marie erzählt: Mit seinen Lieblingsblättern vom Riesenbambus nimmt das Tier ständig hochgiftiges Zyanid zu sich. „Die Ration eines einzigen Tages würde ausreichen, um ein halbes Dutzend Menschen zu töten. Der Trick ist, dass Bambuslemuren mehrmals am Tag Erde fressen. Die enthält zweiwertige Eisenionen und wandelt das Gift in ein harmloses Salz um.“

Kurz darauf verlässt Marie den Weg, und wir kämpfen uns einen Abhang hinab. Unten zeigt sie auf eine vibrierende Baumkrone. Ich erkenne mal wieder nichts. Doch einen Augenblick später startet eine Trapeznummer ohne Beispiel. Diademsifakas in Beige-Orange beginnen mit einer Reviererkundung und springen kreuz und quer um uns herum, als folgten sie einer Choreografie. Aber was heißt hier springen? Sie fliegen! Bis zu zehn Meter weit sausen sie durch die Luft von Baum zu Baum. Im Spalier der Stämme wirkt es, als spule man einen Film vorwärts und nähme nur abgehackte Sequenzen wahr.

„Lemuren leben im Matriarchat“

Marie sieht natürlich mehr. Etwa dass die Weibchen eine leicht andere Zeichnung haben und die Gruppe anführen. „Lemuren leben im Matriarchat. Die Weibchen legen die Streifzüge fest, essen als Erste, bekommen die schönsten Ruheplätze. Und bei den Sifakas bestimmen sie auch, mit wem sie sich paaren und mit wie vielen Männchen. Das sind richtige Luder“, sagt Marie und grinst. Als die amerikanische Primatologin Alison Jolly in den sechziger Jahren darüber berichtete, brandete Empörung auf. Immerhin schien bis dahin die männliche Dominanz unter Primaten in Stein gemeißelt – auch beim Menschen.

Ob sich die Madegassen von den Lemuren inspirieren lassen? Die Frage drängt sich auf. Und zwar auf der Party der Reservatsgewerkschaft, die am Abend in Andasibe steigt. Erst lauschen alle andächtig der Nationalhymne, dann läuft in der Gemeindehalle nur noch Guetta, ein nervöser afrikanischer Dancefloorstil. Die Männer greifen nun in die Luft, als wollten sie lemurengleich von Baum zu Baum schwingen, und lassen dabei die Hüften kreisen. Die Frauen mustern sie eine Weile und tanzen dann die Herren ihrer Wahl auf eine Weise an, die jede Puffmutter erröten ließe. Offensichtlich setzen sie ganz auf die Biologie, um den freien Willen der Auserkorenen außer Gefecht zu setzen. Und was soll man sagen? Es klappt prima.

Für den einzigen Weißen interessieren sich nur ein paar Sturztrunkene, vor deren hingelallten Fragen Maurice mich rettet. Ich habe ihn gestern in der Vakôna Lodge getroffen. Dort kümmert er sich um das Tiergehege, wo auch eine einsame Frettkatze lebt, ein merkwürdiges Raubtier mit kurzen Beinen und Ottergesicht. Dass seine Leibspeise Lemuren sind, ist nicht weiter schlimm: Das Fabelwesen könnte die Population nie ausmerzen, weil es äußerst selten ist. Beim Menschen sieht das schon anders aus. In 20 Jahren hat er seine Zahl in Madagaskar fast verdoppelt. Jetzt will ich wissen, ob Lemuren auch mal im Kochtopf landen. „Klar, was hast du denn gedacht? Madagaskar ist eines der ärmsten Länder der Welt und bush meat eine Proteinquelle“, sagt Maurice. Die Lemurenjagd sei zwar unter den fünf großen Stämmen tabu. „Aber der Lebensstil wandelt sich. Statt Mais oder Erdnüsse anzubauen oder Aale an der Straße zu verkaufen, werden immer mehr Menschen mobil, ziehen in die Städte. Und fühlen sich nicht mehr so an die alten Gebote gebunden.“

Einer speziellen Art geht es traditionell aus einem anderen Grund an den Pelz: Das Aye-Aye soll so hässlich sein, dass man es als Unglücksboten betrachtet und deswegen tötet. Inzwischen ist es fast ausgerottet. Nur im Norden und an der Ostküste gibt es noch zwei kleine Populationen.

Die will ich unbedingt zu Gesicht bekommen und reise weiter ostwärts. In großen Kurven geht es immer tiefer. Die Temperaturen nehmen zu, die Wälder ab. Dafür sehe ich die Riesenfächer des Ravenala aus der weiten Hügellandschaft ragen. Wie man hört, gedeiht der „Baum des Reisenden“ insbesondere dort, wo es schon einmal gebrannt hat. Also praktisch überall. In Madagaskar betreibt man Brandrodung. Nur noch ein Zehntel des Baumbestandes ist übrig, seit der Homo sapiens vor etwa 1.500 Jahren die Insel betrat. Und er macht immer weiter. Nach drei, vier Ernten ist der Boden ausgelaugt, schon lodert der nächste Wald. Was bedeutet: Die Lemuren verlieren ihren Lebensraum. Laut Roter Liste der Weltnaturschutzunion sind von 105 Arten 99 bedroht.

In Küstennähe biege ich auf eine Schlammpiste ab, die mich zum Pangalanes-Kanal führt. Gut 600 Kilometer verläuft er parallel zur Brandung des Indischen Ozeans. Der Schifffahrtsweg ist die Lebensader der Gegend, Straßen gibt es nicht. Eine Stunde lang rase ich in einem Motorboot durch ein System aus Seen und Kanälen nach Norden, dann erreiche ich das Reservat Ankanin’ny Nofy: Die Halbinsel mit Hotel inmitten einer amphibischen Waldlandschaft ist der Lebensraum von zehn Lemurenarten. Um zu den Aye-Ayes zu gelangen, muss man wieder ein Boot besteigen. Sechs Exemplare residieren auf einer Insel von der Größe dreier Fußballfelder. Und man muss warten, bis es dunkel ist. Das Aye-Aye ist nachtaktiv.

Das Aye-Aye ist mit eigenem Besteck geboren

Eingebettet in einen Naturfreundetrupp mit schwerer Fotoartillerie, gehe ich später von Bord und trampele im grellsten Lampenschein durchs Buschwerk. Gleich drei Leuchten haben unsere Guides mitgebracht. Als Lemur könnten wir mich mal kreuzweise, denke ich gerade, da bleibt unser Führer stehen und sagt im Butlerton: „Bitte sehr, das Aye-Aye.“ Jemand hat sogar mit Baumstämmen eine Absperrung gebaut, hinter der sich eine bühnenhafte Schneise auftut. Das reinste Dschungelkasperletheater. Und im Lichtkegel ein struppiger Waldtroll mit diabolisch gelben Augen. Er besitzt die Ohren einer Fledermaus, den Schwanz eines Fuchses und die Zähne eines Bibers. Und seine Hände erst! Es sind die einer Hexe. Die Finger haben etwas Skelettartiges, der mittlere kommt locker auf Essstäbchenlänge. Gerade kratzt es damit eine Kokosnuss aus – das Aye-Aye ist mit seinem eigenen Besteck geboren. Was es sonst damit anstellt, wird deutlich, als wir es beim Dessert beobachten: Andächtig lauschend klopft es mit seinem Greisenfinger eine Baumrinde ab, ortet darunterliegende Maden. Als es fündig wird, beißt es die Borke auf und stochert sich die Delikatesse heraus. Das Aye-Aye hat es sich in der ökologischen Nische der Spechte bequem gemacht!

Beim Frühstück am letzten Tag wird mir der Unglücksbote richtig sympathisch. Im Vergleich zu ihm sind seine tagaktiven Kollegen – Braun- und Kragenlemuren – nämlich Rüpel. Wie Fallschirmspringer landen sie auf den Tischen und klauen uns die Litschis. Die reinste Plage.

Nur die Larvensifakas sind sich dafür zu fein. Die plüschigsten und elegantesten Lemuren bleiben am anderen Ende des Reservats. Ich lasse mir von einem Guide einen Lockruf beibringen und mache mich allein auf die Suche. Der Ruf klingt wie ein nasses Fensterleder beim Putzen und wird von verirrten Jungen verwendet. Mir tut schon der Hals weh, da finde ich ein paar Tiere auf einer Lichtung. Es ist ein Bild, das mir einen ganzen Sack Litschis wert wäre. Sie sitzen im Gras und sonnen sich mit den Händen auf den Knien. Buddhas, denke ich, vier weiße Buddhas beim Meditieren.

Kurz darauf bemerken sie mich, stellen sich auf die Hinterbeine und tänzeln seitwärts zum nächsten Baum. Fred Astaire hätte es nicht schöner hinbekommen. Umso kläglicher versage ich als Nachwuchsimitator. „Netter Versuch“, scheint ihr Blick zu sagen. Dann raschelt es gewaltig im Geäst. Schatten fliegen von links nach rechts und von rechts nach links. Letzte Blätter schweben zu Boden. Und von den Verwandten fehlt wieder jede Spur. Es ist, als habe jemand ein Bilderbuch zugeklappt.