Endlich ruhig schlafen
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Endlich ruhig schlafen

Lebensart Med, 2020: Dr. Michael Feld

Endlich ruhig schlafen

 

Schnarchen war für Honoré de Balzac ein einfach zu lösendes Problem: »Ein Ehemann darf nie zuerst einschlafen und zuletzt aufwachen«, meinte das lebensbejahende Mannsbild von einem Literaten. So wie er halten nicht wenige Schnarchen bis heute für eine Art Kavaliersdelikt. Das ist es aber keineswegs. Nicht nur, dass nach den Wechseljahren fast ebenso viele Frauen schnarchen wie Männer, von denen ab 50 jeder zweite sägt. Die Angewohnheit ist vielmehr ein Treiber für viele Beschwerden von Tagesmüdigkeit und erhöhter Infektanfälligkeit über Libidoverlust und Burn-out bis zu Bluthochdruck, Demenz und Atherosklerose. Der Grund dafür: Schnarchen geht zurück auf eine gestörte Atmung, die für die Qualität unseres Schlafs als wichtigste Regenerationsinstanz von zentraler Bedeutung ist. Und damit ist nicht der Schlaf der anderen gemeint.

Ab 35 wird unser Gewebe schlaffer, was gemeinsam mit einem zurückfallenden Zungengrundmuskel dazu führen kann, dass während des Schlafs ein Engpass im Rachen entsteht und die Atemluft behindert. »Dadurch flattern Gaumensegel und Zäpfchen und produzieren die typischen Geräusche«, sagt der Allgemeinarzt, Somnologe und Buchautor Dr. Michael Feld, der dank vieler TV-Auftritte Deutschlands bekanntester Schlafexperte ist. Das Gesundheitsrisiko besteht zudem nicht so sehr im Krach, der presslufthammerlaut sein kann. Es rührt von Atemaussetzern und einem fragmentierten Schlaf. Bei Aussetzern oder Apnoen passiert sekunden- bis minutenlang gar keine Luft mehr den Rachen. Die Folge solcher Sauerstoffmängel: Stresshormone werden ausgeschüttet, Blutdruck und Herzfrequenz steigen, und Mini-Stromstöße reißen Betroffene ständig unbemerkt aus dem Schlaf – von Erholung kann keine Rede sein.

Eine Diagnose durch ein gängiges Schlafapnoe-Screening ist in diesem Fall zwar möglich. »Bei dem speziellen Beschwerdebild des Upper Airway Resistance Syndrome oder UARS reicht es jedoch nicht aus«, sagt Dr. Feld. Weil beim UARS lediglich die Atmung abflacht und keine Apnoen erkennbar sind, wird es oft nicht bemerkt. Seine Atemflusslimitationen genügen allerdings, um den Schlaf zu zerstückeln. Häufig sind es Frauen, die nachts wach werden, sich dann tagsüber gerädert fühlen, von Arzt zu Arzt gehen und nicht wissen, was mit ihnen los ist.

Dr. Feld erfasst auch das UARS durch eine mobile Polysomnographie: Die »Große Schlafverkabelung« kontrolliert bis zu 20 Körperfunktionen und kann im heimischen Bett stattfinden. Anderntags wertet er die Ergebnisse aus und legt die Therapie fest. »Bei leichtem Schnarchen, UARS und mittlerer Apnoe helfen Kieferschienen, die den Unterkiefer leicht nach vorne schieben und so den Zungengrundmuskel daran hindern abzusinken und die Luft abzuschneiden«, sagt Dr. Feld. In schwereren Fällen sind moderne Schnarchmasken Mittel der Wahl, die dank eines kontinuierlichen Luftdrucks ein Kollabieren des Rachens verhindern. Mit beiden Verfahren erleben Schnarcher, Apnoiker und Schlafgestörte meist eine nicht mehr für möglich gehaltene Erholung während der Nacht. Und genießen Tage voller Kraft.